Dass unser Vermieter, Faraja,
in der Zeit heiraten wird, in der wir hier sind und dass wir
wahrscheinlich dazu eingeladen werden, wussten wir bereits bevor wir
herkamen. Wie eine tansanische Hochzeit allerdings abläuft, wussten
wir nicht.
Zuerst wurden wir zu dem Send-Off von Farajas Zukünftigen in Mbeya eingeladen. Das ist vergleichbar mit unserem deutschen Polterabend. Dafür mussten wir auch keinen Eintritt zahlen. Bei Hochzeiten hier in Tansania muss man nämlich, wenn man zu der richtigen Feier möchte, Eintritt zahlen, ähnlich, wie wenn man für eine Art Festival zahlt. Dadurch bekommt man dann seine „Eintrittskarte“ - hat man diese nicht, kommt man, auch wenn man z.B. die Mutter des Bräutigams ist, nicht in die Halle, in der das Fest stattfindet.
In Mbeya
angekommen wurden wir – Constanze, ich und noch 3 weitere Tansanier
– in ein sehr luxuriöses und großes Haus gefahren, in dem wir,
wie sich im Laufe des Abends noch herausstellte, zusammen mit Farajas
Familie auch schlafen sollten. Nachdem wir dort gegessen und bisschen
mit Farajas Familie beisammen gesessen haben, ging es dann in die
große Halle, in der der Send-Off stattfand. Der war zu diesem
Zeitpunkt schon im vollen Gange und wir ich war zuerst irritiert,
weshalb wir so spät erst kamen. Das klärte sich allerdings schnell
als wir erfuhren, dass die Familie erst später wie alle anderen
offiziell in den Saal einzieht und dann vorgestellt wird –
Constanze und ich gehörten offiziell mit zur Familie.
Nach weiteren
Programmpunkten, wie das Anschneiden der Torte, gab es dann zum
zweiten Mal an diesem Abend Essen – und zwar nicht gerade wenig!
Die Torten hier sollte man sich allerdings nicht wie eine Torte in
unserem deutschem Sinne vorstellen. Es ist eine Art sehr sehr süßer
(die Tansanier mögen es gerne wahnsinnig süß!) Rührkuchen, der
von einem bunten sehr dickem Zuckerguss umhüllt ist - an diesem
Abend kanarienvogelgelb!
Zwischendurch
wurde immer mal wieder sehr laut und freudig getanzt, wobei wir
natürlich nicht einfach sitzen bleiben durften, vielleicht auch
deswegen, weil unsere Tanzstil sehr amüsant für die Allgemeinheit
war und wohl auch immer noch ist. Für tansanische Verhältnisse
können wir Deutschen nämlich einfach nicht tanzen :)
Das Ende des
Abends bestand darin unser Nachtlager, mit noch 7 weiteren Frauen, in
einem kleinem Raum aufzuschlagen. Da allerdings der Platz- und
Matratzenbedarf größer war als das zur Verfügung stehende, war
kuscheln in dieser eher kurzen Nacht angesagt. Aber so konnte einem
wenigstens nicht kalt werden :)
Nachmittags kamen
dann schon die ersten Gäste an – weitaus mehr wie Farja uns
angekündigt hatte, aber so lernten wir gleich seine ganze Familie
kennen (in Mbeya war nur ein kleiner Teil seiner Familie anwesend
gewesen). Von den kleinen Kindern wurden wir gleich mit Mama Mzungu
(„weiße Mama“) begrüßt, was wieder zu allgemeinen Belustigung
beitrug – auch zu unseren! Kaum nach ihrer Ankunft fingen die
vielen Frauen auch schon an riesige Feuerstellen zu errichten, auf
denen sie die nächsten Tage bis zur Hochzeit die großen Mengen an
mitgebrachten Lebensmitteln verkochen konnten. Zum Glück wurde uns
schon vorher erklärt, dass wir uns nicht wundern sollen, wenn die
Gäste hier alles selbst in die Hand nehmen würden und kaum Hilfe
bräuchten, sonst hätte ich mich glaube ich noch unnützer gefühlt.
Aber nach kurzer Zeit haben wir dann doch etwas zum helfen gefunden –
Gemüse schneiden :)
Schon am ersten
Tag waren es so viele Gäste, dass wir anboten dass auch Frauen
zusammen mit uns im Bett oder in unseren Zimmern schlafen könnten,
dass es nicht zu eng wird in dem Matratzenlager auf dem Boden. Ich
dachte auch, dass eigentlich kaum noch mehr Leute hier Platz hätten,
aber dennoch wurden es von Tag zu Tag mehr.. Spätestens am Abend,
wenn das Essen fertig war und angefangen wurde zu lauter Musik zu
tanzen und sich zu unterhalten, war das Haus so voll, dass nicht mehr
alle Leute Platz hatten. So lernten wir auch einen Tanz, der
eigentlich immer getanzt werden kann, ob bei Festen, im Chor oder
einfach nur so.
Als es am Freitag
kurz vor der Hochzeit war, ging das Gewusel erst so richtig los –
die Frauen wollten so schick wie möglich aussehen, die Kinder
wollten lieber weiterspielen, als in ihre kleinen Anzüge gesteckt zu
werden und auch die Männer putzten sich fein raus. Es war also ein
ähnliches Durcheinander, wie wenn bei uns in Deutschland die ganze
Familie zu so einem Fest geht :) Interessant war allerdings, dass die
Frauen generationsweise die gleichen Kleider trugen, so wusste man
gleich, wo sie dazu gehörten :)
Während die
ganzen Gäste die bereitstehende Autokolonne füllten, die
Ladeflächen der Jeeps als Tanzfläche nutzen und die zwei Kleinbusse
besetzten, spielte ein Blasorchester, das auch den kompletten Weg zur
Kirche Musik machte und das ganze zu einem großen Tanzfest
verwandelte. Da die Kolonne anscheinend noch nicht auffällig genug
war, fuhren so einige Pikipikis (gedrosselte Motorräder) ständig
vor und zurück, fuhren Kreise und machten sämtlich Kunststücke,
die ihnen einfielen.
An der Kirche
angekommen holte der Bräutigam seine Braut offiziell aus dem Haus
des Pastors ab, in dem sie – zusammen mit Familie und Brautjungfern
– seit ihrer Ankunft in Ludewa wohnte und lief gemeinsam mit ihr,
den Trauzeugen, den Brautjungfern, zwei Kindern, die aussahen, wie
ein Minibrautpaar und der ganzen Familie in die Kirche ein. Die
kirchliche Trauung war sehr ähnlich, wie bei uns in Deutschland,
wenn man davon absieht, dass ständig eine große Gruppe Frauen
tanzend und singend nach vorne lief, um das Brautpaar zu feiern.
Bevor es in die
große Halle ging, in der der zweite Teil der Hochzeit stattfinden
sollte, fuhr die ganze Kolonne, begleitet von tanzenden Kindern und
Frauen, mit Umwegen zu einem großem Fußballplatz. Dort wurden dann
die professionellen Bilder vom Brautpaar gemacht – mit über
hundert Zuschauern, die um sie herum standen (ich glaube in
Deutschland würde das kein Brautpaar gern so öffentlich machen!).
In der Festhalle
angekommen ging dann der zweite offizielle Teil der Hochzeit los,
wobei man sagen muss, dass es ziemliche Ähnlichkeiten mit dem
Send-Off hatte.
Nachdem alle Gäste
eingetroffen sind, zogen nacheinander erst die beiden Familien, dann
die Brautjungfern, gefolgt von den Trauzeugen und schließlich das
Brautpaar ein. Dabei wurde alles von einem Moderator (ganz schick in
einen Regenbogenanzug gekleidet :)) kommentiert. Nachdem sich das
frisch vermählte Paar gegenseitig seine Liebe gestanden hat, wurde
die Torte – diesmal in weiß-rot gehalten – angeschnitten und
sich gegenseitig mit einem Stückchen davon gefüttert, so wie es
etwas später auch mit einem Glas Sekt gemacht wurde. Neben der
großen Torte gab es auch noch kleine extra eingepackte Torten, die
dann an die Familien verteilt wurden. Auch wurde natürlich
denjenigen gedankt, die das ganze Fest vorbereitet und organisiert
haben. Zwischendurch gab es immer mal kleine Pausen in denen Musik
gespielt und fleißig getanzt wurde oder eine Showeinlage, z.B. von
Farajas Bruder, der sang oder einem anderen Gast, der Michael Jackson
nachahmte. Vor dem romantischen Hochzeitstanz wurden dem Brautpaar
dann die Geschenke übergeben, die, meist sehr praktisch, für den
zukünftig gemeinsamen Haushalt gedacht waren. Nach dem Essen, das
traditionell mit Händen gegessen wurde, was nicht so praktisch ist,
wenn man schick angezogen ist, wurde dann noch bisschen gefeiert –
bei weitem nicht so lang, wie bei deutschen Hochzeiten – bis es
dann zurück nach Hause ging.
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