Nungwi |
Die
letzten drei Wochen war ich auf Reisen. Eine Zeit mit wahnsinnigen
vielen Erfahrungen, Erlebnissen und neuen Eindrücken. Aber nicht,
dass das jetzt so klingt, als würde ich während meiner Arbeitszeit
nur Urlaub machen – keinesfalls! Die Schule und auch der
Kindergarten haben seit Anfang Dezember bis jetzt Ferien, deswegen
hatten wir genügend Zeit ein bisschen was vom Land zu sehen, was
natürlich genutzt werden muss :)
Als
erstes sind wir Marie in Tandala besuchen gegangen. Dort war ich zwar
schon für unsere Welcome-Days, aber da ich zu diesem Zeitpunkt noch
ziemlich überfordert von allem war, konnte ich das gar nicht so
wahrnehmen, wie bei unserem jetzigen Besuch.
Mein
erster Eindruck war – hier ist es aber kalt und nass!! Allgemein
war das bei den Einsatzstellen der anderen (Marie, Julia und Fredi)
der Fall, liegt aber einfach daran, dass sie viel höher in den
Southern Highlands liegen, wie wir in Ludewa (bei uns ist es bis
jetzt immer schön mollig warm).Sonst ist es aber in Tandala wirklich schön! Wir haben Marie bei ihrer Arbeit im Büro geholfen (einen deutschen Vertrag ins Englische zu übersetzen ist gar nicht so einfach, auch nicht zu dritt ;)), waren beim Wasserfall und haben dort gepicknickt, waren bei Maries Schweinchen Amani und haben uns mit den ganzen Leuten, die wir an den Welcome-Days kennen gelernt haben unterhalten.
An einem Abend wurden wir auch zu Samo und seiner Familie eingeladen. Samo war das vergangene Jahr in Deutschland als Freiwilliger und sein Vater vor ein paar Jahren ebenfalls, wodurch sie beide Deutsch sprechen und sich immer freuen, wenn sie sich mit Deutschen unterhalten können. Und ganz tansanisch war das Essen so lange nicht beendet, bis jeder von uns sich mindestens zwei mal Nachschlag geholt hatte – ich war am platzen und bin die 20 Minuten Fußweg zu Maries Häuschen nur noch gekugelt!
Plätzchen gebacken haben wir natürlich auch noch, schließlich war es ja kurz vor Weihnachten!! Das war aber vielleicht was: der alte Holzofen in Janiks (Freiwilliger von Mission ein Welt) Haus hat die Hitze nämlich mehr aus seinen Löchern obendrauf abgegeben, als seitlich den „Backraum“ zu beheizen. Aber mit etwas Geduld und sämtlichen Stopfmaterial wurden unsere Zimt- und Schoko-Lebkuchen-Plätzchen doch noch super lecker – fanden auch alle Tansanier :)
Nach 5 Tagen ging es dann zu Julia nach Bulongwa, um zu schauen wo sie lebt und arbeitet. Das Weisenhaus, in dem sie arbeitet ist wirklich schön, vor allem der Chekechea, also der Kindergarten. Dort gibt es ganz viele Spielsachen und keinen Unterricht, wie in dem Kindergarten, in dem ich arbeite. Vielleicht liegt das daran, dass das Weisenhaus von einer Finnin gegründet wurde, vielleicht aber auch nicht. Allgemein gibt es nämlich im Aufbau der Kindergärten hier sehr große Unterschiede, wie ich durch Gespräche mit anderen Freiwilligen festgestellt habe. Auf jeden Fall hat das Weisenhaus, in der Stunde, in der wir es und angeschaut haben, auf mich einen guten Eindruck hinterlassen.
Um
unser „Freiwilligen-Weihnachtsfest“ schön vorzubereiten, ging es
nach Makete zu Fredi, wo wir feiern wollten. Wir haben alle zusammen
ein „Monoply Tansania“ gebastelt, das wir an Heiligabend spielten
(war zwar wirklich aufwendig, aber das Resultat ist super und macht
mega viel Spaß!!). Außerdem mussten wir ja noch weihnachtlich
dekorieren (wir hatten sogar einen Tannenbaum, auch wenn er
eigentlich nur aus ein paar einzelnen Zweigen zusammengebunden war),
Wichtelgeschenke fertig machen und natürlich - besonders wichtig –
das Weihnachtsessen vorbereiten.
Das
war sowieso das Beste (auch wenn es etwas länger gedauert hat alles
auf einem kleinen Holzkohleofen zuzubereiten)! Es gab Wraps auf
tansanisch ;) Chapati umfunktioniert zu Tortillias und als Füllung
Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Peperoni, Knoblauch, Karotten,
Karottengemüse, Tomatensauce, Tomaten-Avocado-Sauce, Avocadocreme,
Erbsencreme, Kohl (unser Salatersatz) und alles mögliche an
Gewürzen! Einfach wahnsinnig lecker!! Dazu gab es Glühwein, wobei
der eher nicht so gut geschmeckt hat, weil der Wein den wir gekauft
haben mehr nach Essig mit Zucker, als nach Wein geschmeckt hat –
aber „hamna shida“.Nachdem wir vollgefüllt, wie es an Weihnachten sein muss, waren, haben wir dann unsere Wichtelgeschenke ausgetauscht, so hatte jeder wenigstens eine Kleinigkeit zum auspacken. Ich habe von Fredi eine selbst gemachte Stiftebox bekommen – das war nämlich unsere Regel; es musste selbst gemacht sein.
Als
wir auf Sansibar ankamen, hatte ich erst mal einen kleinen Schock –
und ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich ihn positiv oder negativ
einordnen soll. Überall „wazungu“ (Weiße) und jeder spricht
dich auf Englisch an... Absolut ungewohnt, wenn man, wie wir, das
Dorfleben gewohnt ist.
Unser
Hotel war mitten auf dem Markt, also total gute Lage und außer dem
Imam – dem man auf Sansibar aber überall, egal wo man ist, hört –
war es auch erstaunlich ruhig.Jeden Abend aßen wir im „Forodhani Garden“. Für jeden, der so gerne isst wie ich, ist das einfach ein Paradies! Jeden Tag ab ungefähr sechs Uhr abends, fingen in dieser Art Park die Leute an ihre Essensstände aufzubauen – von Tischen mit frischem Fisch und Meeresfrüchten, Zanzibar-Pizza und sämtlichen Fladenbroten bis hin zu Fruchtständen, Zanzibar-Suppe oder Zuckerrohrsaft (schmeckt richtig lecker mit Limette!!) gab es alles. Dort treffen sich Touristen sowie Tansanier und man kommt wahnsinnig schnell in ein Gespräch, vor allem, wenn man Kiswahili kann (auch wenn es noch nicht so gut ist).
Da wir die Tage, die wir auf Sansibar waren auch wirklich nutzen wollten, haben wir versucht so viel wie möglich zu sehen, ohne dabei in Stress zu geraten, was sehr schwer fällt, da wir alle schon die tansanische Ruhe angenommen haben :)
So fuhren wir hoch an die Nordspitze in den kleinen Ort Nungwi, um dort einen Strandtag zu verbringen, oder machten eine sehr ausgiebige Shoppingtour.
Stown Town |
Sklavenammern |
Gewürzstand |
Insgesamt waren die Tage auf Sansibar komplett anders als auf dem Festland und ich habe mich nicht wie in Tansania gefühlt, sondern eher, wie im Urlaub in einem arabischen Land, aber trotzdem wunderschön!
Eigentlich
hat mein Geburtstag ganz schön begonnen. Die anderen haben mich in
unserem Hotelzimmer in Dar-es-Salaam mit einem Geburtstagslied
geweckt und mir mein kleines Geschenk überreicht – einen Kanga und
Kekse.
Da
wir am Tag zuvor mit dem Taxifahrer Fabian, mit dem wir schon öfters
gefahren sind, abgemacht hatten, er solle uns abholen und zum
Busbahnhof fahren, warteten wir nur darauf, dass er kam. Stattdessen
kamen allerdings zwei andere Taxifahrer, die alles über uns wussten,
was wir auch Fabian erzählt hatten und sagten sie würden uns
fahren, weil dessen Auto kaputt gegangen sei – also glaubten wir
ihnen, vor allem, weil sie auch total nett waren und sehr gutes
Englisch konnten. Während der Fahrt haben wir dann noch einen Mann
mitgenommen, der, wie uns gesagt wurde, in die gleiche Richtung
müsste. Doch nach ca. 15 Minuten Fahrt durch kleine unübersichtliche
Gassen hielten sie an und sagten sie wären schlechte Menschen und
sie wollen unser ganzes Geld haben. Zuerst mussten wir alle Handys
ausschalten und dann wurden alle Handtaschen einzeln gründlich
durchsucht. Wertsachen, Bargeld und Visakarten haben sie dabei
eingesammelt, allerdings sagten sie, sie wollten nur Geld haben und
der Rest wäre zur Sicherheit, bis sie das Geld hätten. Da wir aber
für sie zu wenig Bargeld dabei hatten, zwangen sie uns, indem sie
drohten uns Gewalt anzutun die Pinnummern der Visakarten zu sagen.
Allerdings ging das nur von Maries und Fredis Karte, da Constanzes
angeblich verloren gegangen sei (sie hat es geschafft ihren
Geldbeutel unauffällig auf den Boden fallen zu lassen, so dass nicht
einmal wir es merkten), auf Julias kein Geld war und ich meine in
Ludewa vergessen hatte. Wir zu vier Banken gefahren und jedes mal kam
der „Chef“ wieder ins Auto und erklärte die Automaten wären
nicht gegangen und er hätte kein Geld bekommen, weshalb sie als
Ersatz jetzt auch unsere Wertsachen nehmen würde. In Wahrheit gingen
natürlich die Bankautomaten und er hat beide Visakarten komplett
leer geräumt. Bevor sie uns dann in irgendeiner leeren Seitenstraße
wieder haben gehen lassen, gaben sie uns 150000 Tsh (ca 75€), dass
wir gleich zum Bus und nicht zur Polizei gehen (sie wussten sehr
genau wie man so einen Überfall/Raub machen muss, weshalb wir auch
glauben, dass sie das nicht zum ersten Mal gemacht haben). Raus aus dem Auto und um 3 Handys, 2 Kameras und ziemlich viel Geld leichter, gingen wir dann so schnell es ging zur nächsten Polizeistation. Entgegen meinen Erwartungen und dem Lesbaren aus Reiseführern haben sich die Polizisten größte Mühe gegeben uns zu helfen. Sie haben unsere Aussagen aufgenommen, sind den Weg, den wir noch wussten, mit uns abgefahren, haben uns etwas zu Trinken und zu Essen gegeben, haben sich Einsicht in das Videomaterial der Banken geben lassen und haben jedem seinen eigenen Report gegeben. Der Chef der Polizeiwache in diesem Viertel von Dar hat uns dann auch erklärt, dass er der Meinung ist, dass diese Bande woanders herkommen müsse, weil in seinem Gebiet seit 8 Monaten kein solcher Vorfall mehr geschehen sei, da die Leute zu viel Angst vor seinen Bestrafungen hätten. So etwas ist also keinesfalls an der Tagesordnung und schlechten Menschen kann man überall wo man ist über den Weg laufen. Abschließend haben uns zwei Polizisten in einem Kleinbus noch zu einem sicheren Hotel begleitet, um sicher zu sein, dass uns nicht noch etwas passiert. Sie haben sich also die größte Mühe gegeben, sich um uns zu kümmern, was nach so einem Vorfall wirklich das Beste ist, was einem passieren kann!
Das
Busfahren in Tansania ist eigentlich immer ein Abenteuer, so auch auf
unserem Heimweg zurück in die Einsatzstellen. Da ist es nichts
besonderes, das unter deinem Sitz eine lebende Ziege fesgeschnürt
ist und immer wieder Laute von sich gibt oder an deinem Schuh
knabbert, der Bus anhält, dass alle Insassen einen Unfall auf der
Straße begaffen können, oder der Busfahrer vergisst, dich in der
Stadt aussteigen zu lassen, die du ihm gesagt hast. Besonders war
allerdings auf der Fahrt von Njombe nach Ludewa, dass es plötzlich
angefangen hat zu hageln – und zwar so richtig! Auf den Feldern sah
das dann aus wie Schnee, nur das die meisten Tansanier noch nie real
Schnee gesehen haben, weshalb der ganze Bus in großer Aufruhr war
und man von überall „Ohh“ und „Ahh“ und „Ohaa“ hören
konnte und jeder versuchte ein Bild von dem „Schnee“ zu machen.
Langweilig
wird es also nie :)
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