Mittwoch, 1. Januar 2014

1001 Eindrücke

Nungwi

Die letzten drei Wochen war ich auf Reisen. Eine Zeit mit wahnsinnigen vielen Erfahrungen, Erlebnissen und neuen Eindrücken. Aber nicht, dass das jetzt so klingt, als würde ich während meiner Arbeitszeit nur Urlaub machen – keinesfalls! Die Schule und auch der Kindergarten haben seit Anfang Dezember bis jetzt Ferien, deswegen hatten wir genügend Zeit ein bisschen was vom Land zu sehen, was natürlich genutzt werden muss :)


Besuch bei Marie und Julia

Als erstes sind wir Marie in Tandala besuchen gegangen. Dort war ich zwar schon für unsere Welcome-Days, aber da ich zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich überfordert von allem war, konnte ich das gar nicht so wahrnehmen, wie bei unserem jetzigen Besuch.
Mein erster Eindruck war – hier ist es aber kalt und nass!! Allgemein war das bei den Einsatzstellen der anderen (Marie, Julia und Fredi) der Fall, liegt aber einfach daran, dass sie viel höher in den Southern Highlands liegen, wie wir in Ludewa (bei uns ist es bis jetzt immer schön mollig warm).
Sonst ist es aber in Tandala wirklich schön! Wir haben Marie bei ihrer Arbeit im Büro geholfen (einen deutschen Vertrag ins Englische zu übersetzen ist gar nicht so einfach, auch nicht zu dritt ;)), waren beim Wasserfall und haben dort gepicknickt, waren bei Maries Schweinchen Amani und haben uns mit den ganzen Leuten, die wir an den Welcome-Days kennen gelernt haben unterhalten.
An einem Abend wurden wir auch zu Samo und seiner Familie eingeladen. Samo war das vergangene Jahr in Deutschland als Freiwilliger und sein Vater vor ein paar Jahren ebenfalls, wodurch sie beide Deutsch sprechen und sich immer freuen, wenn sie sich mit Deutschen unterhalten können. Und ganz tansanisch war das Essen so lange nicht beendet, bis jeder von uns sich mindestens zwei mal Nachschlag geholt hatte – ich war am platzen und bin die 20 Minuten Fußweg zu Maries Häuschen nur noch gekugelt!
Plätzchen gebacken haben wir natürlich auch noch, schließlich war es ja kurz vor Weihnachten!! Das war aber vielleicht was: der alte Holzofen in Janiks (Freiwilliger von Mission ein Welt) Haus hat die Hitze nämlich mehr aus seinen Löchern obendrauf abgegeben, als seitlich den „Backraum“ zu beheizen. Aber mit etwas Geduld und sämtlichen Stopfmaterial wurden unsere Zimt- und Schoko-Lebkuchen-Plätzchen doch noch super lecker – fanden auch alle Tansanier :)
Nach 5 Tagen ging es dann zu Julia nach Bulongwa, um zu schauen wo sie lebt und arbeitet. Das Weisenhaus, in dem sie arbeitet ist wirklich schön, vor allem der Chekechea, also der Kindergarten. Dort gibt es ganz viele Spielsachen und keinen Unterricht, wie in dem Kindergarten, in dem ich arbeite. Vielleicht liegt das daran, dass das Weisenhaus von einer Finnin gegründet wurde, vielleicht aber auch nicht. Allgemein gibt es nämlich im Aufbau der Kindergärten hier sehr große Unterschiede, wie ich durch Gespräche mit anderen Freiwilligen festgestellt habe. Auf jeden Fall hat das Weisenhaus, in der Stunde, in der wir es und angeschaut haben, auf mich einen guten Eindruck hinterlassen.


Weihnachten bei Fredi

Um unser „Freiwilligen-Weihnachtsfest“ schön vorzubereiten, ging es nach Makete zu Fredi, wo wir feiern wollten. Wir haben alle zusammen ein „Monoply Tansania“ gebastelt, das wir an Heiligabend spielten (war zwar wirklich aufwendig, aber das Resultat ist super und macht mega viel Spaß!!). Außerdem mussten wir ja noch weihnachtlich dekorieren (wir hatten sogar einen Tannenbaum, auch wenn er eigentlich nur aus ein paar einzelnen Zweigen zusammengebunden war), Wichtelgeschenke fertig machen und natürlich - besonders wichtig – das Weihnachtsessen vorbereiten.
Das war sowieso das Beste (auch wenn es etwas länger gedauert hat alles auf einem kleinen Holzkohleofen zuzubereiten)! Es gab Wraps auf tansanisch ;) Chapati umfunktioniert zu Tortillias und als Füllung Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Peperoni, Knoblauch, Karotten, Karottengemüse, Tomatensauce, Tomaten-Avocado-Sauce, Avocadocreme, Erbsencreme, Kohl (unser Salatersatz) und alles mögliche an Gewürzen! Einfach wahnsinnig lecker!! Dazu gab es Glühwein, wobei der eher nicht so gut geschmeckt hat, weil der Wein den wir gekauft haben mehr nach Essig mit Zucker, als nach Wein geschmeckt hat – aber „hamna shida“.
Nachdem wir vollgefüllt, wie es an Weihnachten sein muss, waren, haben wir dann unsere Wichtelgeschenke ausgetauscht, so hatte jeder wenigstens eine Kleinigkeit zum auspacken. Ich habe von Fredi eine selbst gemachte Stiftebox bekommen – das war nämlich unsere Regel; es musste selbst gemacht sein.


Sansibar – eine kleine Welt für sich

Als wir auf Sansibar ankamen, hatte ich erst mal einen kleinen Schock – und ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich ihn positiv oder negativ einordnen soll. Überall „wazungu“ (Weiße) und jeder spricht dich auf Englisch an... Absolut ungewohnt, wenn man, wie wir, das Dorfleben gewohnt ist.
Unser Hotel war mitten auf dem Markt, also total gute Lage und außer dem Imam – dem man auf Sansibar aber überall, egal wo man ist, hört – war es auch erstaunlich ruhig.
Jeden Abend aßen wir im „Forodhani Garden“. Für jeden, der so gerne isst wie ich, ist das einfach ein Paradies! Jeden Tag ab ungefähr sechs Uhr abends, fingen in dieser Art Park die Leute an ihre Essensstände aufzubauen – von Tischen mit frischem Fisch und Meeresfrüchten, Zanzibar-Pizza und sämtlichen Fladenbroten bis hin zu Fruchtständen, Zanzibar-Suppe oder Zuckerrohrsaft (schmeckt richtig lecker mit Limette!!) gab es alles. Dort treffen sich Touristen sowie Tansanier und man kommt wahnsinnig schnell in ein Gespräch, vor allem, wenn man Kiswahili kann (auch wenn es noch nicht so gut ist).
Da wir die Tage, die wir auf Sansibar waren auch wirklich nutzen wollten, haben wir versucht so viel wie möglich zu sehen, ohne dabei in Stress zu geraten, was sehr schwer fällt, da wir alle schon die tansanische Ruhe angenommen haben :)
So fuhren wir hoch an die Nordspitze in den kleinen Ort Nungwi, um dort einen Strandtag zu verbringen, oder machten eine sehr ausgiebige Shoppingtour.

Stown Town
Sklavenammern
Gewürzstand
Stone Town ist die Altstadt von Zanzibar Town, der Hauptstadt von Sansibar, und hat so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. In den alten persichen Bädern mitten in der Stadt konnte man sich mit ein bisschen Vorstellungskraft sehr gut vorstellen wie die Leute früher ihre Hamambäder genossen. Natürlich unter strikter Geschlechtertrennung – die Frauen Vormittags und die Männer Abends. Sansibar war, bis die Briten 1873 den Sklavenhandel verboten haben, der „Haupt Lager- und Verkaufspunkt“ der Sklaven, die über den Indischen Ozean verschifft wurden. Zwar steht jetzt auf dem alten Sklavenmarkt eine anglikanische Kirche, dennoch gibt es noch einiges, was an das unmenschliche Geschehen dort erinnert. Unter der Kirche gibt es noch die „Sklavenkammern“, in die bis zu 75 Menschen gepfercht wurden, der Altar der Kirche wurde aus rotem Stein gefertigt und steht genau an der Stelle, an der die Menschen ausgepeitscht wurden, um ihren „Wert“ zu ermitteln (umso mehr der „Sklave“ geschrien hat, desto weniger war er wert, weil er nicht zäh genug war), und vor der Kirche steht ein Sklavendenkmal. Außerhalb von Stone Town, aber dennoch in unserer selbstorganisierten Tour enthalten, waren die Maruhubi Palast Ruinen. Sultan Barghash hat diesen (leider nach ein paar Jahren durch Feuer komplett zerstörten) Palast, mit 14 Schlafzimmern (Schlafraum, kleiner Swimmingpool und eigener Toilette), eigenen Hamam-Bädern, 3 großen Swimmingpools, einem großen Schlafsaal und einem neuartigen Abwassersystem, das durch Ebbe und Flut geregelt wurde, erbauen lassen. Aber wofür braucht er einen solchen Palast? Angeblich hatte der Sultan neben seiner Hauptfrau, die in seinem zweiten Palast in Stone Town lebte, noch 99 weitere Frauen, die in diesem Palast wohnten und die er mehrmals wöchentlich besuchte. Da ist dann natürlich klar, wieso er zwei Paläste braucht!



Da man, wenn man schon einmal auf Sansibar ist, eine der bekannten Spice-Touren nicht verpassen darf, stand das auch auf unserer Liste und es war richtig interessant! Neben dem Aussehen und Anbauen der Gewürze, bekam man auch noch erklärt, wie man sie in Speisen verarbeitet und für medizinische Zwecke gebraucht. So wird zum Beispiel Ingwer für Männer und Muskatnuss für Frauen als eine Art Viagra verwendet, Cardamom hilft gegen Alkohol- und Zigarettengeruch, wenn man es kaut, die Massai kauen scharfe Chillischoten, dass ihr Körper anfängt zu schwitzen, um sich abzukühlen, Nelken helfen gegen Zahnschmerzen, Verdauungsproblemen und Übelkeit und die Wurzel des Zimtbaums wirkt wie Eucalyptus sehr gut gegen Erkältungen und verschnupfte Nasen. Was man nicht alles im Urlaub lernen kann!
 Insgesamt waren die Tage auf Sansibar komplett anders als auf dem Festland und ich habe mich nicht wie in Tansania gefühlt, sondern eher, wie im Urlaub in einem arabischen Land, aber trotzdem wunderschön!


Mein Geburtstag auf der Polizeistation

Eigentlich hat mein Geburtstag ganz schön begonnen. Die anderen haben mich in unserem Hotelzimmer in Dar-es-Salaam mit einem Geburtstagslied geweckt und mir mein kleines Geschenk überreicht – einen Kanga und Kekse.
Da wir am Tag zuvor mit dem Taxifahrer Fabian, mit dem wir schon öfters gefahren sind, abgemacht hatten, er solle uns abholen und zum Busbahnhof fahren, warteten wir nur darauf, dass er kam. Stattdessen kamen allerdings zwei andere Taxifahrer, die alles über uns wussten, was wir auch Fabian erzählt hatten und sagten sie würden uns fahren, weil dessen Auto kaputt gegangen sei – also glaubten wir ihnen, vor allem, weil sie auch total nett waren und sehr gutes Englisch konnten. Während der Fahrt haben wir dann noch einen Mann mitgenommen, der, wie uns gesagt wurde, in die gleiche Richtung müsste. Doch nach ca. 15 Minuten Fahrt durch kleine unübersichtliche Gassen hielten sie an und sagten sie wären schlechte Menschen und sie wollen unser ganzes Geld haben. Zuerst mussten wir alle Handys ausschalten und dann wurden alle Handtaschen einzeln gründlich durchsucht. Wertsachen, Bargeld und Visakarten haben sie dabei eingesammelt, allerdings sagten sie, sie wollten nur Geld haben und der Rest wäre zur Sicherheit, bis sie das Geld hätten. Da wir aber für sie zu wenig Bargeld dabei hatten, zwangen sie uns, indem sie drohten uns Gewalt anzutun die Pinnummern der Visakarten zu sagen. Allerdings ging das nur von Maries und Fredis Karte, da Constanzes angeblich verloren gegangen sei (sie hat es geschafft ihren Geldbeutel unauffällig auf den Boden fallen zu lassen, so dass nicht einmal wir es merkten), auf Julias kein Geld war und ich meine in Ludewa vergessen hatte. Wir zu vier Banken gefahren und jedes mal kam der „Chef“ wieder ins Auto und erklärte die Automaten wären nicht gegangen und er hätte kein Geld bekommen, weshalb sie als Ersatz jetzt auch unsere Wertsachen nehmen würde. In Wahrheit gingen natürlich die Bankautomaten und er hat beide Visakarten komplett leer geräumt. Bevor sie uns dann in irgendeiner leeren Seitenstraße wieder haben gehen lassen, gaben sie uns 150000 Tsh (ca 75€), dass wir gleich zum Bus und nicht zur Polizei gehen (sie wussten sehr genau wie man so einen Überfall/Raub machen muss, weshalb wir auch glauben, dass sie das nicht zum ersten Mal gemacht haben).
 Raus aus dem Auto und um 3 Handys, 2 Kameras und ziemlich viel Geld leichter, gingen wir dann so schnell es ging zur nächsten Polizeistation. Entgegen meinen Erwartungen und dem Lesbaren aus Reiseführern haben sich die Polizisten größte Mühe gegeben uns zu helfen. Sie haben unsere Aussagen aufgenommen, sind den Weg, den wir noch wussten, mit uns abgefahren, haben uns etwas zu Trinken und zu Essen gegeben, haben sich Einsicht in das Videomaterial der Banken geben lassen und haben jedem seinen eigenen Report gegeben. Der Chef der Polizeiwache in diesem Viertel von Dar hat uns dann auch erklärt, dass er der Meinung ist, dass diese Bande woanders herkommen müsse, weil in seinem Gebiet seit 8 Monaten kein solcher Vorfall mehr geschehen sei, da die Leute zu viel Angst vor seinen Bestrafungen hätten. So etwas ist also keinesfalls an der Tagesordnung und schlechten Menschen kann man überall wo man ist über den Weg laufen. Abschließend haben uns zwei Polizisten in einem Kleinbus noch zu einem sicheren Hotel begleitet, um sicher zu sein, dass uns nicht noch etwas passiert. Sie haben sich also die größte Mühe gegeben, sich um uns zu kümmern, was nach so einem Vorfall wirklich das Beste ist, was einem passieren kann!



Busfahrten


Das Busfahren in Tansania ist eigentlich immer ein Abenteuer, so auch auf unserem Heimweg zurück in die Einsatzstellen. Da ist es nichts besonderes, das unter deinem Sitz eine lebende Ziege fesgeschnürt ist und immer wieder Laute von sich gibt oder an deinem Schuh knabbert, der Bus anhält, dass alle Insassen einen Unfall auf der Straße begaffen können, oder der Busfahrer vergisst, dich in der Stadt aussteigen zu lassen, die du ihm gesagt hast. Besonders war allerdings auf der Fahrt von Njombe nach Ludewa, dass es plötzlich angefangen hat zu hageln – und zwar so richtig! Auf den Feldern sah das dann aus wie Schnee, nur das die meisten Tansanier noch nie real Schnee gesehen haben, weshalb der ganze Bus in großer Aufruhr war und man von überall „Ohh“ und „Ahh“ und „Ohaa“ hören konnte und jeder versuchte ein Bild von dem „Schnee“ zu machen.

Langweilig wird es also nie :)








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